Der Mond im Schlafrock

Südländischer Hackbraten mit Lavendel

Drei Tage vor Neumond im Januar steht der erste Kochkurs an und die Elfe hängt sich ihre Umhängetasche über die Schulter und schreitet auf dem Sonnenwind-Strahl auf zum Mond. Dieser ist schon aufgeregt und erwartet die Elfe in seinem Schlafrock, seinem einzigen privaten Kleidungsstück.
»Oh, was duftet hier so herrlich, kleine Elfe? Ich habe alle Zutaten, die du mir genannt hast, von Dieter liefern lassen. Aber du scheinst noch etwas in deiner Umhängetasche zu haben.«
»Das ist frischer Lavendel. Ich denke mir, dass er uns hilft, deine Sterneputzerin gleich mit dem ersten Gericht zu betören. Seine Geschmacksnote im Braten wird ihre Zunge streicheln und ihre Seele. Das ist jetzt im Winter ein wenig nötig. Hast du alle Zutaten beisammen?«
»Wie du mir aufgetragen hast. Ich zähle mal auf:«
1 kg Gehacktes halb und halb
2 Eier
geriebene Semmel oder eingeweichtes Brötchen
1 große Zwiebel oder noch besser 3 - 4 Schalotten
Knoblauch, nicht zu wenig (ca. 1 Knolle)
Salz und Pfeffer
Kräuter der Provence (getrocknet)
und frischer Schnittlauch, Thymian, Oregano,
ein wenig Lavendel
1 kleines Glas Oliven (135g)
1 kleines Glas Kapern (60g)
ca. 9 Walnüsse
»Na, dann kann es losgehen«, sagt die Elfe zum Mond. »Schnapp dir dein kleines Küchenmesser mit dem Holzgriff, schäle die Schalotten und schneide sie in kleine Würfel. Ebenso den Knoblauch. Ich kümmere mich um die Kräuter.«

Der Mond schnippelt und stellt sich natürlich erst einmal saudumm an. Er kann zwar Limetten vierteln, aber Schalotten in kleine Würfel schneiden muss er noch üben. Er denkt dabei an seine Sterneputzerin und schon geht es ihm leichter von der Hand. Derweile zupft die Elfe die Blüten von den Lavendelzweigen und streift die Blätter ab. Diese schneidet sie mit den anderen Kräutern klein. Ein wenig Mühe macht es schon, aber die Elfe hatte dem Mond aufgetragen, keine fertigen Zutaten aus irgend einem Galaktischen Supermarkt liefern zu lassen. Als sie fertig ist, schaut sie zum Mond.

»Bist du fertig? Gut, dann können wir loslegen. Ist eigentlich ziemlich simpel:
Das Gehackte kommt in die große Schüssel, die zwei Eier schlagen wir auf und geben sie hinzu, Salz und Pfeffer nach gutdünken, dann alle anderen Zutaten. Halt! Die Nüsse. Knack sie bitte auf, ich zerkleinere sie dann mit einem Messer.
Jetzt alles gut vermengen und auf einem Backblech ein Brot formen. Vorher gießen wir etwas Olivenöl auf das Backblech. Na? Sieht doch aus wie ein Brot oder? Ich schiebe es auf dem Blech ein wenig hin und her, damit Öl darunter kommt und es nicht anbackt. Ein richtiges Brot hat oben manchmal eine lange Rille, die verpasse ich unserem Brot jetzt mit dem Finger. Weißt du, wozu wir die noch brauchen? Da löffeln wir später immer mal ein wenig vom Bratensud rein. Kann man zum Schluß auch etwas Weinbrand reingießen. Den Ofen stelle ich mal auf 200° C bei Umluft und auf das Blech gebe ich noch ein wenig Wasser zum Öl. Damit der Braten nicht zu trocken wird. Wenn Wasser und Öl blubbern, stellen wir die Umluft ab, also nur Ober- und Unterhitze und die Temperatur auf 170°. Na ja, und dann schauen wir einfach immer mal rein, nehmen eventuell die Temperatur ein wenig runter, wenn er zu braun wird und begießen die Rille. Ganz zum Schluß, wenn wir mit der Gabel festgestellt haben, dass er durch ist, drehen wir noch mal auf Umluft bei 200° und lassen ihn kross werden. In Scheiben geschnitten und ein wenig Baguette mit Kräuterbutter dazu, wirst du deine Sterneputzerin mit deinem ersten Gericht bestimmt überraschen. Gaaanz wichtig beim Garen aber ist roter Küchenwein, mit welchem man die Garzeit überbrückt. In diesem Fall ein Bordeaux, gieß mir mal ein Glas ein.«

Als der Hackbraten fertig ist und der Mond sehnsüchtig seine Sterneputzerin erwartet, macht sich die Elfe auf den Weg heimwärts. Der Bordeaux war wirklich gut, denn die Elfe muss sich manchmal krampfhaft am Sonnenwindstrahl festhalten, um nicht nach unten zu sausen.

© Christian Koch

(vom 18.02.2016, 18:43 Uhr)

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