Der Mond im Schlafrock

Frühlingsmond

Willste mich mal überraschen? Fragt die Elfe - und der Mond
lugt mit hellem gelben Glanze in die Büsche, wo sie wohnt.
Ja, womit denn, fragt er zaghaft, meine Taten sind begrenzt.
Nee, sagt da die zarte Elfe, grade jetzt, wo es so lenzt,

lass die Nächte wärmer werden, dass der Molch und Salamander
raus aus dem Verstecke kommen und sich reiben aneinander.
Dass der Mensch aus seinem Blues kommt und die Bluse wieder lüftet,
dass die Wiese und der Wald endlich mal nach Frühling düftet.

Schieb die Wolken vor die Sterne - doch nicht lange - ich hätt' gerne,
dass sie drei, vier Stunden glänzen, Sterneputzer soll nicht schwänzen.
Lass sie strahl'n ins Liebesleben - und danach, so ist es eben -
schiebste wieder Wolken vor. Und so lässt es nach, das Beben.

Doch es kann nun täglich kommen, Hummeln sind noch leicht benommen,
taumeln um die Taubnesseln und die Ohrenkneifer fesseln
jede Blattlaus die sich wagt, frecherdings am Kirschblatt nagt.
Und ich fliege meine Runde und verkünde meine Kunde,

dass der Mond mir hilft - oh je -
dass es kribbelt jedem Zeh,
kribbelt jedem Unterleib,
Frühlingsmond noch lange bleibt.
Ach, schreit da der Mond - von Sinnen -
glaub mir, ich werd' gleich beginnen,
deine Wünsche umzusetzen,
aber lass uns nur nicht hetzen,
denn die Liebe braucht doch Zeit
und der Vollmond ist nicht weit.

© Christian Koch

(vom 12.04.2016, 08:19 Uhr)

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